Wer hat von wem kopiert? Und warum das eigentlich keine Rolle spielt…
In letzter Zeit haben wir festgestellt, dass mehrere unserer Mitbewerber angefangen haben, unsere Arbeit zu kopieren. Am Anfang war es nur ein kleiner Social-Media-Post, ein vertrauter Artikel in deren Blog oder eine verdächtig ähnliche Funktion in ihren Produkten.
Mit der Zeit wurden die Ähnlichkeiten aber immer markanter und fielen nicht nur unserem Team, sondern auch unseren (potenziellen) KundenInnen auf. Es kamen Fragen auf, ob wir mit diesen Unternehmen in Verbindung stehen. Um ehrlich zu sein, ist es ziemlich seltsam, ein solches Gespräch führen zu müssen. „Viel Glück“ bei der Erklärung, wer eine bestimmte Funktion eigentlich zuerst im Angebot hatte. Die/der potenzielle KundIn ist dabei ohnehin schon von der Entscheidung gestresst, das richtige Produkt für die eigene Praxis zu wählen.
Ich will damit nicht sagen, dass wir uns nicht auch von anderen, großartigen Produkten inspirieren lassen – das tun wir ganz sicher! Dennoch ist es wichtig zu verstehen, warum Unternehmen Funktionen, Werbekampagnen oder Designs in der jeweiligen Form umsetzen und ihre Arbeit nicht einfach blind zu kopieren.
Es bedarf immer einer persönlichen Note, die zum eigenen Unternehmen, dem Produkt und den gelebten Werten passt.
Mittlerweile ist es jedoch so, dass sich Mitbewerber nicht nur von unseren Ideen inspirieren lassen und ihnen einen eigenen Twist verleihen. Das wäre völlig in Ordnung! Oftmals handelt es sich jedoch um 1:1 Kopien. Ich habe also angefangen darüber nachzudenken, wie wir als Unternehmen auf diese Situation reagieren sollten…
Wie geht man mit der Situation richtig um?
Ganz ehrlich: Zuerst hat uns die ganze Sache ziemlich gestört. Wir investieren sehr viel Zeit, um neue Ideen und Arbeitsabläufe für unsere Kunden zu entwickeln. Je länger ich jedoch darüber nachgedacht habe, desto mehr wurde mir klar:
Es spielt für uns absolut keine Rolle.
Viele GründerInnen leben nach dem Motto „The winner takes it all“. Sie sind bereit, mit allen KonkurrentInnen in den „Krieg“ zu ziehen. In manchen Fällen – und Branchen – mag das sogar notwendig und der richtige Weg sein: Investoren, Venture Capital Fonds und andere externe Geldgeber werden womöglich sagen, dass man nur gewinnen kann, wenn man seine Konkurrenz „vernichtet“ oder „auffrisst“.
Wenn man aber einen Schritt zurück geht und darüber nachdenkt, dann nehmen wir hier nicht an den „Hunger Games“ (sprich: Es kann nur einen geben) teil. Wir betreiben ein kleines, selbstfinanziertes Software-Unternehmen. Ich bin überzeugt davon, dass es genug Platz für mehrere, erfolgreiche Produkte im selben Markt gibt. Jeder Player kann dabei auf seine Weise erfolgreich sein, ohne dass es zu bösem Blut zwischen einzelnen Akteuren kommen muss.
Fokus & Motivation statt Aggression.
Mir persönlich geht es einzig und allein darum, ein großartiges Produkt zu entwickeln und mit tollen Menschen an spannenden Problemen zu arbeiten.
Zufriedene KundInnen sollen bereit sein, für unsere Dienstleistungen zu bezahlen, und so ein nachhaltiges und wirtschaftliches Geschäft ermöglichen.
Es spielt keine Rolle, ob Dein Unternehmen die Nummer Eins, Zwei oder Fünf in Deiner Nische ist. So lange der Markt groß genug ist, um Dir und Deinem Team ein gutes Einkommen zu sichern und es weiter wachsen zu lassen, ist alles gut.
Wenn ich also ein weiteres Feature, einen Social-Media-Beitrag oder einen Artikel sehe, der von unserer Arbeit „inspiriert“ wurde, versuche ich das mit einem Schmunzeln zu ignorieren. Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben, die Weiterentwicklung und die Zukunft von appointmed. Schließlich ist es eines meiner Hauptziele, ein entspanntes Unternehmen zu führen – ohne viel Drama oder großen persönlichen Druck.
Warum ich dabei schmunzle? Wenn MitbewerberInnen so sehr damit beschäftigt sind, Deine Schritte zu beobachten (bzw. zu kopieren), verlieren sie ziemlich sicher den Fokus auf das eigene Produkt.
Das halte ich für eine nicht besonders schlaue Idee. ?