Was bringt die Mitgliedschaft bei Physio Austria – mit Julian Edlhaimb

Lesedauer: 7:45 Minuten
Physiotherapeut Julian Edlhaimb von Physio Austria

Gemeinsam stark für die Physiotherapie.

Julian Edlhaimb ist seit 14 Jahren als Physiotherapeut tätig – seit letztem Jahr ausschließlich freiberuflich – und unterrichtet an der Fachhochschule Krems und ist seit einem Jahr im Präsidium des Berufsverbandes Physio Austria tätig. Mitglied der Physio Austria ist er allerdings schon seit seiner Studienzeit und möchte auch andere KollegInnen dafür begeistern, sich für den Berufsverband zu engagieren. Sei es die Interessenvertretung bei Gesetzesänderungen, als Netzwerk zum Austausch zwischen Fachrichtungen oder als mahnende Stimme für die Wichtigkeit der Physiotherapie in Österreich – die Agenda des Berufsverbandes bringt die Branche nach vorne und sichert ihre Zukunft.

Im Gespräch erfahren wir von Julian, wofür die Physio Austria konkret steht, auf welche Art und Weise sie Informationen zur Branche nach außen trägt und wie man selbst Teil des Berufsverbandes werden kann.

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Erzähl uns doch bitte kurz, wofür der Berufsverband Physio Austria steht!

Julian: Physio Austria vertritt die Interessen sämtlicher PhysiotherapeutInnen in Österreich, und das sind mit 17.000 in Österreich einige. 6.500 davon sind Mitglieder, die uns auch tatkräftig unterstützen.

Wir wollen vor allem die Qualität der Physiotherapie sichtbar machen.

Gleichzeitig sind wir ein unverzichtbarer Kompetenzpartner für EntscheidungsträgerInnen, aber natürlich auch für die KollegInnen. Wir sind Ratgeber und Bestandteil in der Gesundheitsförderung, der Prävention, der Krankenbehandlung und der Rehabilitation. Was uns wichtig wäre, ist ein niederschwelliger und chancengerechter Zugang zur Physiotherapie für alle Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen. Dafür steht die Physio Austria.

Wie bist Du zu Physio Austria gekommen?

Julian: Durch den Wunsch, die Qualität der Physiotherapie sichtbarer zu machen. Viele BerufskollegInnen wenden sich unterschiedlichen Fachbereichen zu, sammeln Expertisen und werden zu wahren SpezialistInnen. Diese Kompetenzen nach außen sichtbarer zu machen, war für mich ein Hauptkriterium, mich im Berufsverband zu engagieren.

In der breiten Masse an TherapeutInnen ist es schwierig, die Qualitätsstärksten herauszufinden und zu wissen, wohin man PatientInnen schickt, wenn ein bestimmtes Problem besteht. Neben der Qualitätssicherung war es mir vor allem auch wichtig, meinen Berufsbereich aktiver mitzugestalten.

Kannst Du uns in Sachen Qualitätssicherung ein Beispiel nennen?

Julian: Die Berufsfeldentwicklung ist eine der tragenden Säulen, denen sich die Physio Austria verschrieben hat. Das bedeutet sowohl die Abgrenzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zueinander als auch die Weiterentwicklung der Bereiche und die Hervorhebung der spezifischen Unterschiede.

Es gibt hier viele Beispiele aus der Praxis, wo PatientInnen einen langen Leidensweg hinter sich haben, bei dem sie TherapeutInnen unterschiedlicher Fachrichtungen besucht haben, aber nirgends die passenden Antworten erhalten haben. Hier gäbe es TherapeutInnen, die die Probleme der PatientInnen aus einer völlig neuen Perspektive betrachten und eine Lösung anbieten könnten.

Wenn ich als PatientIn nicht weiß, wohin ich mich mit meinem Problem wenden soll, kann ich mich also an euch wenden?

Julian: Vollkommen richtig! Unsere Website wurde erst vor Kurzem neu gestaltet und ist nun sehr gut strukturiert, damit sowohl PatientInnen als auch KollegInnen schnell jene Informationen finden, die sie suchen.

Wir helfen auch gerne weiter beim Finden von passenden TherapeutInnen.

Adela: Bevor Du Mitglied des Präsidiums wurdest, wie sah Dein Weg Richtung Mitgliedschaft bei Physio Austria aus?

Was hat Dich dazu bewegt, Dich bei Physio Austria zu engagieren und Dich zu registrieren?

Julian: Mitglied bei Physio Austria bin ich seitdem ich Student an der Fachhochschule in Krems war und meine Ausbildung zum Physiotherapeuten absolviert habe. Wir sind ein wesentlicher Baustein des Gesundheitssystems und es war mir wichtig, in diesem breiten politischen Feld als Teil der Berufsvertretung eine Stimme zu haben, die gehört wird.

Im Zuge der Ausbildung in der orthopädisch-manuellen Physiotherapie kam ich auch zum Verein der ManualtherapeutInnen in Österreich, wobei ich gemerkt habe, dass man in diesem kleinen Rahmen leider nicht sehr viel bewirken kann. Ich bin dann im Namen von ÖVMPT an die Physio Austria herangetreten, um gemeinsam eine hörbarere Stimme zu haben.

Welche Vorteile bringt es noch, wenn man Physio Austria Mitglied ist?

Julian: Wie ich schon erwähnte, ist die Positionierung des Berufsbildes im Zusammenspiel mit anderen KollegInnen, aber auch anderen Berufsbildern wichtig. Zudem informiert die Physio Austria sowohl die Bevölkerung als auch die KollegInnen – sei es auf Social Media oder auch in Printmedien.

Wir sind als Bundesverband österreichweit tätig und unsere Netzwerke laufen bis in die Landesverbände. Diese Netzwerke im Land, aber auch international, sind uns ein großes Anliegen. Der Informationsvorsprung als Mitglied der Physio Austria ist auch erheblich, da Neuigkeiten per Newsletter sehr rasch ausgespielt werden können.

Abgesehen davon gibt es als kleine Goodies und diverse Rabatte und Sonderkonditionen von Kooperationspartnern. Abschließend kann man sagen: Je mehr TherapeutInnen sich zum Verband bekennen und Mitglied werden, desto stärker werden wir als Stimme auch wahrgenommen in dieser doch recht turbulenten politischen Welt.

Adela: Das klingt logisch: Je mehr Mitglieder, desto stärker die Stimme der Berufsvertretung. Kannst du für uns noch ein bisschen mehr ins Detail gehen:

Über welche Kanäle verbreitet ihr eure Informationen?

Julian: Natürlich sind wir auf Social Media sehr präsent, wie zB auf LinkedIn, Instagram und Facebook. In Print-Form erscheinen regelmäßig die Zeitschrift „Inform“, die an Mitglieder versendet wird, und das Magazin „Bewegt“, das sich an die PatientInnen sowie die breite Öffentlichkeit richtet.

Adela: Social Media ist natürlich perfekt, um jüngere PhysiotherapeutInnen anzusprechen. Ich habe gesehen, ihr betreibt auch einen Blog und versendet einen Newsletter.

Julian: Aufgrund der wachsenden Größe von Physio Austria haben wir auch unterschiedliche Ressourcen zur Verfügung. So haben wir auch eine eigene Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, die sich um die gezielte Präsentation der Informationen kümmert.

Was macht die Physio Austria konkret in Sachen Weiterbildung?

Julian: Hier haben wir den Bereich „Fidelio“ hochgezogen, wo unterschiedliche Weiterbildungsmöglichkeiten für PhysiotherapeutInnen zur Verfügung gestellt werden. Als Mitglied hat man dort auch einen kleinen Preisvorteil. Die Weiterbildungen sind zertifiziert, also auch um die Qualitätssicherung muss man sich hier keine Sorgen machen.

Wie kommt man in den Austausch mit anderen Physio Austria Mitgliedern?

Julian: Den Austausch auf fachlicher Ebene versuchen wir über diverse Veranstaltungen zu forcieren. Im kleineren Rahmen ist das zB die Veranstaltungsreihe „Physiotable“, die wir in den unterschiedlichen Bundesländern, zu diversen Themen veranstalten und die von den Landesverbänden organisiert werden.

Weiterhin organisieren wir Symposien und diverse Foren, wo fachlicher Austausch stattfinden kann. Die Informationen, wo, wann, was stattfindet, bekommen unsere Mitglieder zeitnah in Form der Newsletter und natürlich auch in einem eigenen Bereich auf unserer Website physioaustria.at.

Kannst Du uns noch ein konkretes Beispiel für die Arbeit des Verbands nennen?

Julian: Ganz akuell war in den letzten Jahren natürlich COVID ein großes Thema. Hier waren wir als Physio Austria direkter Ansprechpartner der Politik. Wir haben Hygieneartikel gelagert und verteilt – praktisch zum Selbstkostenbeitrag – und die PhysiotherapeutInnen tatkräftig unterstützt; Und zwar nicht nur jene, die Mitglieder sind.

Ein anderes Beispiel ist der Energiekostenzuschuss, den wir ausverhandelt haben. Wenn wir während der Pandemie nicht unsere Netzwerke hätten spielen lassen, dann wäre die Physiotherapie im Nationalrat wohl nicht einmal erwähnt worden. So sind wir als Verband politisch tätig und schauen darauf, dass die TherapeutInnen bei Verhandlungen im Gesundheitsbereich nicht außen vor gelassen werden.

Ein gutes Beispiel hierfür ist zB der Rahmenvertrag der österreichischen Gesundheitskasse, den wir ausverhandelt haben. Alle Kassen – außer der KFA – sind hier bereits eingestiegen. Der Vertrag bildet eine stabile Basis für die Kassenleistung und garantiert eine bundesweit einheitlich geregelte Kostenrückerstattung.

Adela: Also wirklich ein starker Partner für die Interessen eures Berufsstandes.

Julian: Auf jeden Fall! Wenn ich hier noch etwas hinzufügen darf: Die Ausverhandlungen für die Novelle des MTD-Gesetzes sind etwas, das wir momentan stark vorantreiben. Das Gesetz besteht seit 1992 und ist seither nicht wirklich novelliert worden. Nun ist es so, dass die Ausbildungsverordnung mittlerweile schon das Berufsgesetz überholt hat und zum Teil Kompetenzen und Fähigkeiten erworben werden, die per Definition im Berufsgesetz gar nicht abgebildet sind oder angewendet werden dürften. Das reicht von der Befunderhebung bis hin zu modernen Techniken der Physiotherapie.

Natürlich wollen wir die Fähigkeiten, die wir erlernen können, auch im Alltag – gesetzlich geregelt – anwenden dürfen.

Gemeinsam mit allen anderen Berufsgruppen, die im Gesundheitssystem gesetzlich verankert tätig sind.

Möchtest Du abschließend zu den Vorteilen oder den Netzwerken noch etwas sagen?

Julian: Netzwerke sind im beruflichen Alltag hilfreich, zB wenn PatientInnen mit einem Problem zu einem kommen und man merkt, dass man an die Grenzen der eigenen Kompetenzen stößt. In solchen Fällen ist es gut und wertvoll, regional gut mit KollegInnen anderer Fachrichtungen vernetzt zu sein.

Adela: Welches Feedback bekommt ihr hierzu von euren Mitgliedern?

Julian: Sehr Unterschiedliches. Was mir aber immer wieder Freude bereitet, ist, dass in den fachlichen Netzwerken sehr viele engagierte KollegInnen ehrenamtlich tätig sind und sehr viel Zeit investieren, um zB Veranstaltungen zu organisieren. Das finde ich sehr schön.

Wie wird man als PhysiotherapeutIn Physio Austria Mitglied?

Julian: Anmelden kann man sich ganz einfach über die Website, wo auch die unterschiedlichen Varianten der Mitgliedschaften zu finden sind. Als StudentIn kann man bereits eine kostenlose Mitgliedschaft beantragen. So ist – wie damals bei mir – ein erster Zugang möglich. Im ersten Jahr beträgt die sogenannte Junior-Mitgliedschaft dann 55 Euro pro Jahr [Stand: Mai 2024]. Ab dann – also ab dem zweiten Jahr – sind es für die reguläre Mitgliedschaft 320 Euro pro Jahr.

Diese Beiträge ermöglichen es uns, unter anderem ein Budget für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung zu haben und uns für all das einzusetzen, wovon ich zuvor schon gesprochen habe.

Gibt es etwas, was Du abschließend noch sagen möchtest, worüber wir noch nicht gesprochen hatten?

Julian: Ich möchte nochmals betonen, wie wichtig es uns ist, alle PhysiotherapeutInnen anzusprechen. Wir hören zB oft: „Wir sind in einem Angestelltenverhältnis, wir brauchen euch ja gar nicht als Vertretung.“ Das ist allerdings ein Irrglaube. Denn das, was die TherapeutInnen tun dürfen oder auch nicht, das verhandelt die Physio Austria mit dem Gesetzgeber, und das betrifft natürlich auch die Arbeit in einem Angestelltenverhältnis.

Deshalb kann ich nur alle, die noch nicht Mitglied bei uns sind, dazu aufrufen, sich die Inhalte, für die wir stehen, auf unserer Website anzusehen und Teil der Physio Austria zu werden.

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