Erfolgreich als Personal Trainer & Physiotherapeut (mit Entoni Kupe)

Lesedauer: 15:00 Minuten
Erfolgreich als Trainer und Physiotherapeut (mit Entoni Kupe)

Im Wissen liegt die Kraft

Fortbildungsverrückt, immer ein Notizbuch für interessante Antworten und offene Fragen zur Hand, Offenheit gegenüber einem spirituellen Zugang zum Leben und den wertvollen Erkenntnissen, die Psychotherapie bringen kann – das ist Personaltrainer und Physiotherapeut Entoni Kupe. Elf Jahre Berufserfahrung und bald acht Jahre Selbstständigkeit haben ihn einiges über die Branche, die Menschen aber auch über ihn selbst gelehrt. Im Interview mit Adela von appointmed spricht er über seinen persönlichen Weg, warum Kompetenz für ihn immer vor Repräsentation geht und warum sein Konzept „Train Wisely“ heißt.

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Hallo Entoni! Schön, dass Du heute bei uns zu Gast bist. Bitte stell Dich unseren LeserInnen kurz kurz vor.

Ich bin Entoni und habe 2013 meine erste Personal-Trainer-Ausbildung gemacht. Ich hatte schon sehr früh Interesse daran, selbst und auch mit anderen zu trainieren. Ich habe einfach angefangen, mit Freunden ins Fitnessstudio zu gehen und ihnen ein bisschen was zu erklären. Sie hatten dann immer mehr Fragen, und so hat sich das Ganze entwickelt. Ich dachte mir, es gibt bestimmt eine Ausbildung dafür – und so war es dann auch.

Ich habe danach zwar noch einiges andere studiert, aber nichts davon abgeschlossen, weil ich immer wusste, dass ich eigentlich im Fitnessbereich bleiben will. Aber weißt Du, wenn man jünger ist, hat man oft Zweifel, ob die Fitnessbranche wirklich eine Perspektive bietet. Meistens sind die Eltern von dieser Idee auch nicht so begeistert, also habe ich zwischenzeitlich Wirtschaft, Biologie und noch anderes studiert.

Wie alt warst Du, als Du Deine Trainerausbildung gemacht hast?

Ich war 19, direkt nach dem Zivildienst. Das war schon sehr früh, aber genau das war das Glück an der Geschichte. Ich habe anschließend studiert, weil ich dachte, dass man mit Personal Training vielleicht nicht genug Geld verdienen kann. Mit den Jahren wurde aber immer klarer, dass ich diesen Weg wirklich gehen will. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich noch etwas brauche, eine Kompetenz, die mehr Probleme lösen kann, da Personal-Training für mich in manchen Bereichen begrenzt war.

Ich hatte oft das Gefühl, nicht die richtige Ansprechperson zu sein, wenn Leute Schmerzen oder bestimmte Probleme hatten. Deshalb war ich auf der Suche und dachte zunächst an ein Medizinstudium. Zum Glück habe ich schnell erkannt, dass das für mich ein zu langer Weg wäre. Dann bin ich durch ein eigenes Hüftproblem auf die Physiotherapie gestoßen. Das fühlte sich von Anfang an richtig an. Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört, mich dreimal beworben und 2018 schließlich mit dem Studium begonnen.

Es war also Deine persönliche Erfahrung mit der Physiotherapie, die Dich zu ebendiesem Studium geführt hat?

Definitiv. Ich mag es zwar grundsätzlich nicht, negativ über KollegInnen oder ÄrztInnen zu sprechen, da ich finde, dass viele einen sehr guten Job machen. Leider hatte ich zu Beginn eher schlechte Erfahrungen mit Physiotherapie, vor allem im Zusammenhang mit Hüftimpingement. Dieses Thema wird in der Physiotherapie oft etwas „komisch“ behandelt, und ich hatte anfangs durch die Physio sogar mehr Probleme.

Im Nachhinein war das aber gar nicht so schlecht, weil es mir schnell gezeigt hat, dass es auch anders gehen muss. Ich habe dann viel recherchiert, vor allem englische Videos angeschaut, und gemerkt, dass es alternative Ansätze gibt. Zum Glück bin ich so auf einen anderen Physio gestoßen, Boris Tschupper in Wien. Er war Weltklasse und hat mich auch sehr motiviert, selbst Physiotherapie zu studieren.

Adela: Ich finde, das ist eine schöne Story! Sie zeigt, dass gerade Negativbeispiele uns oft pushen, selbst eine bessere Lösung für ein Problem zu finden und anderen schlechte Erfahrungen zu ersparen.

Definitiv. Es ist leicht, in die Opferrolle zu fallen, besonders wenn man Schmerzen hat und alles aussichtslos erscheint. Aber genau das darf man nicht zulassen.

Man darf nicht dem Gedanken Raum geben, dass es keinen Ausweg gibt oder keine Besserung möglich ist.

Wenn man dran bleibt, passieren oft sehr gute Dinge – bei mir war das dann das Physiotherapie-Studium.

Wie ging es nach der Trainerausbildung und dem abgeschlossenen Physiotherapie Studium für Dich weiter?

Es war ein sehr fließender Übergang. Während des Studiums war für mich relativ klar, wohin ich möchte, was sehr hilfreich war, da das Physiotherapie-Studium natürlich sehr breit gefächert ist – und auch sein muss. Ich wusste früh, dass mich die Orthopädie und Traumatologie interessieren, weil ich das gut mit Sport verbinden kann. Zu der Zeit habe ich schon mit SportlerInnen gearbeitet und konnte ständig Fragen stellen, die mich weitergebracht haben, um für mich zu klären: Was interessiert mich besonders? Wie sieht das in der Praxis aus?

Mir war klar, dass ich in diese Richtung gehen und gleichzeitig beim Personal Training bleiben möchte. Für mich war nie eine Option, damit aufzuhören, nur weil ich Physiotherapeut bin. Nach dem Studium habe ich daher mit Personal-Training und Online-Coaching weitergemacht, während ich zunächst in einem Angestelltenverhältnis in einem Physiotherapie-Institut gearbeitet habe.

Das Angestelltenverhältnis war eine bewusste Entscheidung, um praktische Erfahrung zu sammeln, zu sehen, wie der Alltag wirklich aussieht, und zu lernen, was ich noch brauche, um in die Selbstständigkeit als Physiotherapeut zu starten.

Als Trainer war ich ja bereits selbstständig, aber als Physiotherapeut noch nicht. Das Angestelltenverhältnis hat mir Sicherheit und die Möglichkeit gegeben, mich mit KollegInnen auszutauschen und Fehler in einem geschützten Rahmen zu machen. Parallel dazu habe ich die Selbstständigkeit aufgebaut. So ging alles Hand in Hand.

Adela: Ein guter Weg, sich zuerst in einem Angestelltenverhältnis von den KollegInnen Inputs zu holen und parallel ein Business aufzubauen.

Definitiv. Die Selbstständigkeit nach dem Studium wird meiner Meinung nach oft zu früh angestrebt.

Die Selbstständigkeit sollte kein Selbstzweck sein, sondern ein Mittel, um mehr Freiheit zu gewinnen – nicht unbedingt, um mehr Geld zu verdienen.

Beruflich hat Selbstständigkeit aber nicht nur Vorteile. Für mich war es am Anfang wichtig, in einem klaren Rahmen zu arbeiten, da ich eher ein kreativer Kopf bin und solche Strukturen mir helfen.

Der Austausch mit KollegInnen war extrem wertvoll. Sie konnten mir zeigen, wie bestimmte Dinge gemacht werden, oder Techniken empfehlen, die ich ausprobieren sollte. Ich glaube, das hat mir viel Mühe und Selbstzweifel erspart. In der Orthopädie streben viele schnell in die Selbstständigkeit, was okay ist, aber man kann immer nur so viel lernen, wie man selbst erkennt. Manchmal braucht es jemanden, der Dir von außen etwas zeigt, das Du selbst noch nicht sehen kannst.

Ich erinnere mich noch gut, als ich meinen ersten Kreuzbandpatienten hatte. Ich war super nervös, dachte an das Gelernte, aber wusste nicht genau, was ich konkret machen sollte. Natürlich liest man sich ein, aber der Austausch mit KollegInnen, die schon an die 30 KreuzbandpatientInnen betreut haben, bringt eine ganz andere Sicherheit. Dieser schrittweise Aufbau hat mir sehr, sehr viel gebracht.

Wann hast Du erkannt: Jetzt ist die Zeit reif, mich auch als Physiotherapeut selbstständig zu machen?

Wahrscheinlich war es der Zeitdruck. Meine Selbstständigkeit hat sich schrittweise aufgebaut: Das Personal Training lief ja schon, und mit der Anmeldung der Freiberuflichkeit kamen immer mehr PatientInnen, vor allem über Empfehlungen oder das Gym, in dem ich viel arbeite. Am Anfang waren es drei PatientInnen, dann fünf, dann irgendwann zehn – und das neben einer 30-Stunden-Anstellung. Das wurde mit der Zeit einfach zu viel.

Dann kam der Punkt, an dem ich mich fragen musste, ob ich den Schritt wagen und mich komplett auf die Selbstständigkeit konzentrieren sollte. Diese Entscheidung hat ein paar Wochen gedauert. So etwas entscheidet man natürlich nicht von heute auf morgen. Aber ich habe auf mein Bauchgefühl gehört, und das hat sich richtig angefühlt – auch wenn ich vorher etwas nervös war.

Ich war ja schon jahrelang selbstständig und hatte keine Zweifel, dass es funktionieren würde. Es gab nur praktische Fragen, etwa finanzielle Änderungen und organisatorische Dinge. Der Austausch mit KollegInnen war dabei sehr hilfreich. Sie konnten mir aus einer „Vogelperspektive“ zeigen, wann individuell der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt ist. So findet man den richtigen Moment.

Adela: Viele unserer LeserInnen sind wahrscheinlich auch gerade vor diesem Schritt, weshalb es spannend ist zu erfahren, wie Du den richtigen Zeitpunkt für Dich erkannt hast.

Gibt es rückblickend Dinge, die du heute anders machen würdest?

Rückblickend hätte ich meinen ersten Bitcoin nicht so früh verkauft – halb im Spaß, aber auch ernst gemeint, weil finanzielle Themen extrem wichtig sind. In Österreich reden wir generell wenig über Geld, und ich hätte mich früher intensiver mit meinen Finanzen beschäftigen sollen.

Ein Aktiensparplan oder eine ähnliche Strategie hätten mir erlaubt, mich stärker auf das Wesentliche im Beruf zu konzentrieren, ohne von diesem inneren Druck getrieben zu sein, möglichst schnell immer mehr zu verdienen.

Am Anfang hatte ich oft das Gefühl, dass das Leben bei 2.000 € okay ist. Dann, dass es bei 3.000 € okay ist und so weiter. Hätte ich mir früher die Frage gestellt, was ich finanziell wirklich will und wie ich mich langfristig aufstellen möchte, hätte ich mir in der Selbstständigkeit viel Stress ersparen können.

Auch die österreichische Zurückhaltung im Umgang mit Geld hätte ich früher hinterfragen sollen. Wir neigen dazu, Preise herunterzuspielen, während etwa in den USA ein ganz anderer Umgang herrscht. Ein Business-Coaching in den USA für Fitnesstrainer hat mir gezeigt, wie aggressiv und lösungsorientiert dort gedacht wird, besonders in Verkauf und Finanzen. Das wirkt auf uns Europäer oft unangenehm, aber ein Mittelweg aus dieser Direktheit und der Treue zum eigenen Beruf wäre optimal.

Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass man aus Fehlern lernt. Es waren bei mir keine Gravierenden dabei, die mich langfristig zurückgeworfen oder mir das Genick gebrochen hätten, sondern eher kleine Dinge, die ich heute kaum noch im Kopf habe, weil sie letztlich irrelevant waren.

Wichtig ist, dass man reflektiert und etwas daraus lernt. Was bedeutet für Dich persönlich beruflicher Erfolg?

Witzig, dass Du das fragst. Das habe ich letzte Woche mit meiner Psychotherapeutin besprochen, und sie hat mich auf die Perma-Faktoren aus der positiven Psychologie gebracht. Zum Beispiel steht das M für Meaning – also Bedeutung. Für mich ist es wichtig, einen Sinn in meiner Arbeit zu sehen. Das gibt mir unglaublich viel. Das R steht für Relationships – Beziehungen. Auch im therapeutischen Setting bauen wir wertvolle Beziehungen auf, die nicht nur für das Gegenüber wichtig sind, sondern auch für mich als Therapeut bereichernd sein können.

Ich bin darauf gekommen, dass meine Arbeit viele dieser Faktoren erfüllt. Das führt dazu, dass sich Arbeit für mich oft nicht wie Arbeit anfühlt. Es kommt kaum vor, dass ich morgens aufstehe und denke: Boah, ich habe heute keine Lust. Das kenne ich noch aus früheren Jobs, wie zum Beispiel an der Kasse im Supermarkt, wo man 12-Stunden-Schichten hat und sich fragt, wie man das überstehen soll.

Dieses Gefühl empfinde ich als ein großes Privileg und als wesentlichen Teil meines beruflichen Erfolgs. Natürlich spielt auch das Finanzielle eine Rolle – für mich bedeutet Erfolg auch, so viel Geld zu verdienen, wie ich es für mich selbst als richtig empfinde.

Allerdings glaube ich nicht, dass jeder Mensch unbedingt Erfüllung in seiner Arbeit finden muss. Manchmal wird das etwas überthematisiert. Wenn ich mit anderen TrainerInnen oder PhysiotherapeutInnen spreche, finden die zB auch keine extreme Erfüllung in ihrem Job, aber dafür in anderen Lebensbereichen, und das ist völlig in Ordnung. Das Wichtige ist, überhaupt etwas zu haben, woran man sich orientieren und freuen kann. Bei mir ist es zu einem großen Teil die Arbeit, und das fühlt sich genau richtig an.

Adela: Dein Online-Auftritt, vor allem auf Instagram, wirkt sehr stimmig und authentisch. Man bekommt persönliche Einblicke in Deine Arbeit und spürt ganz klar, was Du gerade beschrieben hast. Einige unserer LeserInnen fragen sich jetzt sicher:

Was sind Deine konkreten Business-Hacks? Welche Tipps haben Dir geholfen, erfolgreich zu werden und diesen Standard aufrechtzuerhalten?

Ein wichtiger Game-Changer für mich war ein Buch, das die These aufstellt: 1+1=3.

Dahinter steckt die Idee, dass man durch das Verknüpfen verschiedener Interessen und Wissensbereiche neue Erkenntnisse gewinnt. In der Physiotherapie bedeutet das zum Beispiel, nicht nur orthopädische, sondern auch traumatologische Perspektiven einzubeziehen. Diese Verbindung hilft, schneller passende Tests oder Lösungen zu finden. Das Prinzip lässt sich noch breiter denken – etwa durch die Kombination von Physiotherapie und Sportwissenschaft. So entstehen Ideen, die man nicht bekommt, wenn man sich nur auf einen Bereich fokussiert. Lange dachte ich, dass meine vielen Interessen ein Nachteil wären, aber das Gegenteil ist der Fall. PatientInnen profitieren davon, wenn man vielseitig denkt und interdisziplinäre Verbindungen herstellt.

Ein weiterer Tipp ist, immer einen kleinen analogen Notizblock dabei zu haben. Handschriftliche Notizen haben für mich einen größeren Wert als digitale. Dort halte ich To-Dos, Gedanken und Ideen fest, die während einer Therapiesitzung entstehen – zum Beispiel etwas, das ich später noch nachlesen möchte. Mit der Zeit erkennt man darin auch wiederkehrende Muster und Herausforderungen, die man sonst vielleicht übersehen würde. Das aufzuschreiben ist sowohl aus Business-Sicht, als auch aus privater Sicht gewinnbringend.

Schließlich ist eine gute Dokumentations-Software essentiell. Ich hatte früher Probleme mit anderen Programmen, aber appointmed deckt wirklich alles ab, was ich brauche. Das erleichtert den Arbeitsalltag enorm.

Adela: Vielen Dank für das Lob und die praxisnahen Tipps, die sicher vielen weiterhelfen werden! Du hast erwähnt, dass Dir die Selbstständigkeit besonders liegt, weil Du ein sehr kreativer Kopf bist.

Wie viel Kreativität fließt in Bereiche wie Marketing und Sales ein, und wo holst Du Dir gezielt Unterstützung von ExpertInnen oder FreundInnen?

Als Kind und Jugendlicher habe ich mir lange eingeredet, dass ich nicht kreativ bin. Das hat dazu geführt, dass mir der Einstieg in die Selbstständigkeit schwer fiel, weil ich nicht erkannt habe, dass ich eher ein chaotischer Denker bin. Struktur – wie etwa Dinge handschriftlich aufzuschreiben oder zuerst in einem Angestelltenverhältnis zu starten – hilft mir, nicht in meinen Gedanken verloren zu gehen.

Was Marketing und Social Media angeht: Ich bin überzeugt davon, dass man sich zuerst auf seine Arbeit und seine Kompetenz konzentrieren sollte, bevor man große Social-Media-Pläne verfolgt. In unserer Zeit verspüren viele den Druck, direkt einen Instagram-Account zu starten und Inhalte zu teilen. Aber ohne Substanz dahinter bleibt das oft oberflächlich.

Ich werde demnächst 30 und persönlich fokussiere ich mich aktuell noch darauf, mich beruflich weiterzuentwickeln und meine Fähigkeiten auszubauen. Ich will einfach meine Kompetenzen so gut erweitern, dass ich wirklich das Gefühl habe, dass ich etwas gut weitergeben kann. Das bedeutet nicht, dass man jahrelang warten sollte, bevor man mit Social Media startet.

Aber für mich fühlt es sich richtig an, Inhalte zu teilen, die wirklich hilfreich sind und nichts vorzugaukeln.

Ich glaube, Social Media sollte nicht der Mittelpunkt sein, sondern ein ergänzendes Tool. Wenn ich irgendwann das Gefühl habe, bereit für einen YouTube-Kanal oder regelmäßige Inhalte auf Instagram zu sein, werde ich das angehen. Aber aktuell setze ich auf Natürlichkeit und Authentizität. Ich kenne viele exzellente TherapeutInnen ohne Social Media.

Wie kam es zum Namen „Train Wisely“?

2017 habe ich mich selbstständig gemacht und dabei mit einer guten Freundin zusammengearbeitet, die eine talentierte Designerin ist und mittlerweile in Barcelona lebt. Sie hat mir gezielt Fragen gestellt: Was willst du verkörpern? Welches Gefühl möchtest du vermitteln? In welche Richtung soll es gehen? Aus diesen Gesprächen entstand sehr natürlich der Name „Train Wisely“.

Es geht mir darum, Menschen nicht nur hart, sondern vor allem klug trainieren zu lassen – effizient und mit Köpfchen.

Schon damals habe ich gemerkt, dass die meisten keine acht Stunden pro Woche trainieren wollen oder können, vor allem mit Familie und anderen Verpflichtungen. Mein Ansatz ist bis heute derselbe: Lieber weniger, aber gezielt. Ich lege Wert darauf, dass das, was ich mitgebe, wirklich verstanden und umgesetzt wird. Deswegen auch: „Train Wisely“.

Was war das schönste Feedback, dass Du von PatientInnen bisher bekommen hast?

Eine der bewegendsten Geschichten war die eines älteren Herrn, der als Diplomat in Indien gearbeitet hatte. Ein Baum war auf seinen Rücken gefallen, wodurch seine Wirbelsäule mehrfach gebrochen wurde. Seine Erzählung war, dass er eigentlich schon tot war und dann wieder im Krankenhaus aufgewacht ist.

Nach mehreren Jahren ohne gezielte Physiotherapie und mit wenig erfolgreichen passiven Behandlungen kam er schließlich an unser Institut. Er hatte einen Buckel, ähnlich wie ein Bechterew-Patient. Eine meiner Kolleginnen hat ihn auf mich und mein Training aufmerksam gemacht. Anfangs war das Training mühsam, da er extrem dekonditioniert war, aber mit Geduld, gezieltem Training und ein paar Anpassungen in Schlaf und Ernährung stellte sich nach und nach Besserung ein.

Für ihn war das lebensverändernd: Er konnte wieder normal aus dem Bett aufstehen und sogar nach zwei Jahren wieder Badminton spielen – etwas, das er nie für möglich gehalten hätte. Er hat mir danach oft Blumen und kleine Geschenke gebracht und mir einmal sogar geschrieben:

„Tell your parents on behalf of me that you are a very good man.“

Das war unglaublich berührend. Ich hätte mir am Anfang meiner Laufbahn nie gedacht, dass ich mit meinem Beruf so einen Einfluss auf das Schicksal und Leben anderer Menschen haben kann.

Du arbeitest jeden Tag mit Menschen und hilfst ihnen, zu Kräften zu kommen. Wie lädst Du Deine eigenen Batterien wieder auf?

Sehr gute Frage, denn die sollte man sich definitiv stellen. Arbeit ist für mich ein großer Teil meines Lebens, aber bei weitem nicht der einzige. Es ist mir wichtig, regelmäßig Zeit für Dinge zu schaffen, die mir Freude bereiten – sei es Fotografieren, Rennradfahren, Krafttraining oder Kochen mit meiner Freundin. Solche Aktivitäten helfen, den Kopf frei zu bekommen und neue Ressourcen für die Arbeit zu schaffen. Wenn man im Alltag, zu wenig Dinge macht, die einem Freude bereiten, dann können – glaube ich – vor allem Probleme im Kopf größer werden.

Dabei muss nicht jeder Tag perfekt ausbalanciert sein, aber zumindest innerhalb einer Woche brauche ich Tage, die nur diesen persönlichen Interessen gewidmet sind. Manchmal muss ich mir das sogar bewusst aufschreiben, damit es nicht untergeht.

Darüber hinaus spielt für mich auch ein gewisser spiritueller Zugang zum Leben eine wichtige Rolle. Einfach Fragen wie: „Was erfüllt eigentlich meine Seele?“ Solche Gedanken kommen in unserer westlichen Kultur oft zu kurz. Viele teilen auf Social Media Zitate oder Sprüche und da merkst du dann, dass der Mensch etwas sucht. Im Westen geht es aber dann schnell wieder um „machen, machen, wachsen, wachsen“. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber mir fehlt bei der westlichen Kultur oft das bewusste Innehalten und der spirituelle Zugang. Für den einen ist Religion, für den anderen Philosophie.

Ich halte es beispielsweise auch für unglaublich wertvoll, zur Psychotherapie zu gehen.

Viele Menschen tun das, sprechen aber nicht offen darüber, fast als wäre es unangenehm. Dabei kann es so hilfreich sein, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Für mich ist diese Reflexion auf privater Ebene essentiell, um auch beruflich klar und fokussiert zu bleiben.

Abschließend noch: Wie stellst Du sicher, dass Du in Deiner Selbstständigkeit am neuesten Wissensstand bleibst?

Das ist eine sehr gute Frage, weil evidenzbasiertes Arbeiten in der Physiotherapie, als medizinischem Beruf, extrem wichtig ist. Ich orientiere mich stark an wissenschaftlichen Erkenntnissen und nutze dafür Plattformen wie Physio Meets Science – ein unglaublich wertvolles und günstiges Tool, das ich seit Anfang an abonniert habe. Auch andere Research-Reviews wie Physio Network oder videobasierte Formate bieten mittlerweile großartige Möglichkeiten, Wissen regelmäßig aufzufrischen.

Den größten Teil ziehe ich jedoch aus zwei anderen Quellen: Erstens aus Fortbildungen. Wie viele Physios bin ich fortbildungsbegeistert. Das finde ich einen sehr coolen Aspekt an diesem Beruf. Es macht mir einfach Spaß, Neues zu lernen und nach den besten Kursen zu suchen. Besonders Digotor kann ich hier empfehlen.

Zweitens nutze ich YouTube, auch wenn es oftmals verteufelt wird. Wenn ich beispielsweise Fragen zum AC-Gelenk habe, suche ich gezielt nach Videos zu speziellen Themen wie „Posterior Pain AC Joint“. Man muss die Inhalte natürlich mit Vorsicht genießen, aber ich habe viele wertvolle Tests, klinisches Reasoning oder Übungstechniken auf YouTube aufgeschnappt. Man muss es immer im Kontext betrachten und evidenzbasiert bleiben.

Wo kann man denn mehr über Dich und Deine Arbeit erfahren?

Auf jeden Fall auf Instagram unter trainwisely. In Zukunft wird es auch einen Podcast geben, aber dazu muss sich das Produkt erst entwickeln und die Zeit reif sein.

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