Erfolgreich als Logopädin & Unternehmerin (mit Valerie Fleissner)

Mit Herz zur eigenen Stimme.
Sich ausdrücken zu können, seine Sprache und Stimme zu finden, sind Aspekte unseres Lebens, die uns ein ganzes Leben lang beschäftigen. Als Kinder beginnen wir zu sprechen und lernen, unsere Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Ein mitunter schwieriger Weg, der von vielen anderen Aspekten beeinflusst wird. Hier kommt die Logopädie ins Spiel, die Leidenschaft und das Steckenpferd von Valerie Fleissner. Mit ihren Praxen in Graz und Bruck an der Mur und einem kompetenten Team an ihrer Seite unterstützt sie Kinder und ihre Familien beim Weg zum eigenen Ausdruck. Im Interview spricht sie darüber, warum eine gute Steuerberatung so wichtig ist, über ihren Weg in die Selbstständigkeit als Mutter von zwei Kindern und über eine ihrer inspirierendsten Erfolgsgeschichten.
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Schön, Dich als Gast zu haben! Stell Dich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Valerie Fleissner, ich lebe mit meinem Mann und meinen zwei Kindern in Graz und bin selbstständige Logopädin, mit einer Praxis in Graz und einer in Bruck an der Mur.
Wie kam es dazu, dass Du diesen Beruf ergriffen hast?
Es war eine Entscheidung auf Umwegen. Nach der Matura habe ich Tourismusmanagement in Wien studiert, ein wirtschaftliches Studium mit Fokus auf Tourismus und Dienstleistungsmanagement. Danach habe ich in Norditalien, Zürich und London gearbeitet und viele spannende Erfahrungen gesammelt. Doch ich habe gemerkt, dass das nicht das ist, was ich langfristig machen möchte.
Schon nach der Matura hatte ich mit dem Gedanken geliebäugelt, Logopädie zu studieren, da ich über eine Freundin von diesem Beruf erfahren hatte und die Vielfalt sehr spannend fand. Erst als meine Mutter mich später noch einmal darauf ansprach und meinte, dass sie mich darin sehr gut sieht, habe ich den Mut gefasst, die Aufnahmeprüfung zu versuchen.
Ich habe die Prüfung in Wiener Neustadt bestanden und ein großartiges Studium mit tollen KollegInnen erlebt – eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Hast Du während des Studiums schon erste praktische Erfahrungen gesammelt?
Man muss ja schon während des Studiums als Logopädin arbeiten. Lustigerweise hat mich bereits damals der Weg in die Steiermark geführt.
Wie ging es für Dich nach dem Studium beruflich weiter?
Ich hatte zunächst eine Anstellung im neurologisch-geriatrischen Bereich, arbeitete aber parallel in einer logopädischen Kinderpraxis. Dort habe ich meinen Schwerpunkt in der Kindersprache gefunden. Relativ bald danach habe ich in Wien den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – anfangs noch im kleinen Rahmen, aber das waren meine Anfänge.
Was hat Dich dazu bewogen, das Angestelltenverhältnis hinter Dir zu lassen?
Mein Zugang war ein etwas anderer: Mein Mann ist Grazer. Ich bin dorthin gezogen und nach der Karenz stand ich vor der Entscheidung, ob ich eine Anstellung in Graz suchen oder mich selbstständig machen sollte.
Ich habe mich dann entschieden, es einfach auszuprobieren und begann in einem Raum unserer privaten Wohnung mit Therapien.
Ich hatte zu Beginn ein kleines Kind und wurde dann relativ schnell wieder schwanger mit meiner Tochter. Nach der Karenz habe ich die Selbstständigkeit fortgesetzt und bin dann schrittweise von Teilzeit über 20 Stunden auf Vollzeit gewechselt.
Eine Lebensphase voller privater und beruflicher Umbrüche…
Der Start in die Selbstständigkeit war sehr aufregend. Ich habe zunächst einen Raum in unserer privaten Wohnung genutzt, was viele Vorteile, aber auch Einschränkungen für das Familienleben mit sich brachte. Als meine Kolleginnen dazukamen, musste sogar das Kinderzimmer einem zweiten Therapieraum weichen. Mit zwei kleinen Kindern brauchte ich ein Sicherheitsnetz, und die eigene Wohnung war dafür ideal. Anfangs hat das gut funktioniert, aber mit der Zeit wurde es einfach zu eng und die Grenze zwischen Privatleben und Beruf verschwamm zunehmend.
Hast Du Dir beim Aufbau Deiner Praxis Unterstützung geholt? Sei es bei steuerlichen Themen, Marketing oder anderen Bereichen?
Ja, ich profitiere sehr von meinem ersten Studium, einem Wirtschaftsstudium, das Bereiche wie Marketing, Kommunikation, Betriebswirtschaft und Personalmanagement abgedeckt hat.
Auch wenn die zwei Ausbildungen auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, ergänzen sie sich jetzt perfekt. Zusätzlich ist es absolut ratsam, sich von Anfang an mit einer Steuerberatung und einer Rechtsberatung auseinanderzusetzen und die Selbstständigkeit gut zu durchdenken. Wir wissen: Selbstständigkeit hat super viele Vorteile und ist wunderbar.
Man ist flexibel, sein eigener Chef und das ist echt toll. Aber es hat auch echte Nebenerscheinungen, und man muss vorsichtig sein und sich gut absichern. Der Begriff oder dieser Satz ist schon ein bisschen ausgelutscht, aber es ist tatsächlich selbst und ständig, etwas zu machen.
Welche Bereiche übernimmst Du selbst und welche hast Du ausgelagert oder Dir Unterstützung geholt?
Zum einen ist es eine Frage der Zeit. Ich habe ja auch nicht gleich mit einem großen Team gestartet. Man wächst schrittweise in die Selbstständigkeit hinein, aber es erfordert viel Einsatz und Ehrgeiz. Ich habe anfangs alles selbst gemacht: Die Website mit einem einfachen, günstigen Programm erstellt, das zwar nicht hochprofessionell war, aber seinen Zweck erfüllt hat. In meiner Familie hatte ich Zugang zu steuerlichen Grundkenntnissen, war aber zunächst ohne festen Steuerberater. Am Anfang war es wirklich eine One-Woman-Show.
Mit der Zeit habe ich mir dann Unterstützung geholt, vor allem durch einen professionellen Steuerberater – das ist, wenn nicht das Wichtigste, in der Selbstständigkeit.
Nach etwa zwei bis drei Jahren habe ich mit der digitalen Patientenverwaltung begonnen. Ich habe recherchiert, mir verschiedene Lösungen angeschaut und mich bewusst für appointmed entschieden, weil ich wusste: Wenn ich einmal alle Daten eingebe, wechsle ich nicht mehr. Der Umstieg war aufwändig, aber die Zeitersparnis enorm.
Rückblickend hätte ich diesen Schritt viel früher machen sollen – es hätte mir so viel Papierkram und Aufwand erspart.
Eure Website und euer Social-Media-Auftritt vermitteln ein sehr stimmiges und professionelles Markenbild. Hattet ihr dabei Unterstützung oder ist das hauptsächlich Dein eigenes Konzept?
Der Umzug der Praxis aus der privaten Wohnung war eine große, emotional und wirtschaftlich schwierige Entscheidung für mich. Aber mit diesem Wachstum musste auch das Marketing professioneller werden. Ich habe eine tolle Grafikerin aus Wien beauftragt, und gemeinsam haben wir die Website, das Logo und den Inhalt entwickelt. Das Ergebnis ist auffällig, aber es spiegelt mich und meine Praxis perfekt wider – und darauf bin ich sehr stolz.
Aus der One-Woman-Show wurde ein Team mit einem zweiten Standort. Was war für Dich der springende Punkt, zu sagen: Ich gehe jetzt unternehmerisch einen Schritt weiter?
Der Aufbau meines Teams war nicht geplant. Die erste Kollegin hat mich einfach angeschrieben, weil ihr mein Auftreten gefallen hat, und gefragt, ob sie bei mir arbeiten könnte. Wir kannten uns vorher nicht, aber so hat alles begonnen.
Welche Leistungen bietet ihr in eurer Praxis an?
Primär sind wir natürlich Logopädinnen, aber in Graz haben wir zusätzlich Psychologinnen und Ergotherapeutinnen im Team. Hier haben wir auch noch etwas Kapazität und würden uns freuen, wenn zB noch eine Ärztin oder ein Arzt dazu käme. Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, da sich die Bedürfnisse der PatientInnen oft überschneiden. In Bruck an der Mur bieten wir ebenfalls mit einem super Team ausschließlich Logopädie an, wobei dort auch der Bedarf sehr groß ist.
Zusätzlich haben wir spezielle Angebote wie unser Sommercamp ins Leben gerufen. Das entstand, weil oft kurz vor Schulbeginn logopädischer Bedarf festgestellt wird und viele Kinder Unterstützung bei vorschulischen Fähigkeiten benötigen. Oft haben uns Eltern angerufen, weil beispielsweise PädagogInnen im letzten Kindergartenjahr darauf aufmerksam gemacht haben, dass beim Kind ein logopädischer Bedarf da ist. Da hatten wir dann oftmals einen Rückstau kurz vor dem Schulbeginn. Es geht nicht darum, dass die Kinder Lesen, Schreiben oder Rechnen lernen, sondern um gezielte Vorbereitung und Stärkung grundlegender Fähigkeiten. Außerdem erleichtert das Camp auch berufstätigen Eltern die Sommerferienplanung.
Das Feedback von Volksschulen und PädagogInnen war durchweg positiv, da es den Kindern einen guten Start in die Schule ermöglicht und ihnen ein sicheres Gefühl gibt.
Wie viel Arbeitszeit benötigst Du wöchentlich für Administratives, Marketing, etc.?
Ich würde sagen, zu 60 bis 70 Prozent arbeite ich mit PatientInnen und der Rest entfällt auf Buchhaltung, Administratives, Rechnungen, Besorgung für die Praxis und Ähnliches. Ich bin bestens ausgelastet, dementsprechend sind die 30 Prozent sehr gut gefüllt.
Gibt es etwas, das Du rückblickend anders gemacht hättest?
Nein, ich glaube nicht. Natürlich gibt es Dinge, bei denen ich mir im Nachhinein denke, dass ich sie leichter oder anders hätte machen können. Aber auch schlechte Erfahrungen prägen und bringen einen weiter. Das sehe ich generell so im Leben. Learning by doing gehört einfach zur Selbstständigkeit dazu, und es wird sicher jedem passieren, dass nicht alles perfekt läuft.
Was würdest Du TherapeutInnen, die neu in die Selbstständigkeit starten, mit auf den Weg geben?
Sei dir bewusst, welche Vor- und Nachteile die Selbstständigkeit mit sich bringt.
Flexibilität bei der Zeiteinteilung und Urlaubsplanung sind klare Vorteile, aber wenn Du nicht arbeitest, verdienst Du auch kein Geld. Besonders wichtig ist eine gute Steuer- und Rechtsberatung von Anfang an, um unerwartete Kosten und Abgaben zu vermeiden. Viele unterschätzen das dritte Jahr, in dem oft hohe Steuernachzahlungen anfallen. Ich hatte das immer im Hinterkopf und habe mich wahnsinnig davor gefürchtet. Da ist es wichtig, dass man gut vorbereitet ist und mit der Steuerberatung bespricht, wie viel man sich zur Seite legen muss. Mit einem klaren Plan und einer guten Strategie ist das machbar.
Selbstständigkeit bedeutet nicht nur Freiheit, sondern auch ständige Erreichbarkeit – ich nehme meinen Laptop in jeden Urlaub mit und arbeite täglich. Mir macht das unglaubliche Freude, ich habe mich bewusst dafür entschieden und freue mich auf die täglichen Telefonate mit meinen PatientInnen. Es kann mitunter geschäftsschädigend sein, wenn du einfach auf Urlaub fährst und nicht erreichbar bist. Wichtig ist, sich vorher gut zu überlegen, ob man mit diesen Rahmenbedingungen zurechtkommt.
Was bedeutet beruflicher Erfolg für Dich ganz persönlich?
Zufriedene PatientInnen sind für mich das Wichtigste. Wenn sie mir Rückmeldung geben, dass sie sich wohlgefühlt haben und ihre Ziele erreichen konnten, bestätigt das meinen Einsatz. Es geht nicht immer um 100-prozentigen Erfolg in kürzester Zeit, sondern darum, dass die PatientInnen sich gut betreut fühlen und Vertrauen in den Therapieprozess haben. Auch wenn noch Ziele offen sind, zählt das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Dieses Feedback bekomme ich nicht nur für mich, sondern auch für meine Kolleginnen. Wir sind authentisch sowie patientennah und das spüren unsere PatientInnen. Genau das zählt für mich unterm Strich.
Gibt es eine Erfolgsstory einer Patientin oder eines Patienten, die Du mit uns teilen möchtest?
In meinen Anfängen, als ich noch in meiner privaten Wohnung gearbeitet habe, hatte ich einen Buben in Therapie, der mir besonders am Herzen lag. Er war vier Jahre alt, lebte bei einer Pflegemutter und hatte einen sehr schwierigen Start ins Leben. Er konnte kaum verständlich sprechen, ersetzte fast alle Laute durch ein „G“ und war frustriert, weil ihn kaum jemand verstand. Doch seine Pflegemama hat ihn liebevoll unterstützt, und gemeinsam haben wir intensiv gearbeitet. Es hat Zeit gebraucht, aber er war unglaublich fleißig und klug. Das ist ja das Gemeine: Wenn ein Kind nicht gut spricht, interpretieren das viele als mangelnde Intelligenz. Am Ende konnte er deutlich sprechen und wurde problemlos in die Schule aufgenommen – was zuvor ungewiss war.
Ich habe bis heute Kontakt zur Pflegemutter und zu ihm und bekomme immer wieder positive Rückmeldungen über seine Entwicklung. Es war so schön, dass er von seiner Pflegemutter die Möglichkeit bekommen hat und trotz der unschönen ersten Zeit in seiner Kindheit halbwegs normal ins Leben starten konnte. Und für mich war es ein sehr schönes Gefühl, meinen Beitrag leisten zu dürfen.
Ein wichtiges Thema ist auch die Weiterbildung. Wie gehst Du dieses Thema an?
Fortbildungen mache ich aktuell am liebsten online, da es mit zwei kleinen Kindern einfach besser zu managen ist. Es wird mittlerweile wirklich sehr viel online angeboten, was sehr angenehm ist. Zudem informiere ich mich mittels neuer Fachliteratur und bin immer im regelmäßigen Austausch mit zahlreichen KollegInnen aus unterschiedlichen Berufsgruppen.
Gibt es zum Thema Selbstständigkeit als TherapeutIn und LogopädIn noch etwas, das Dir wichtig ist?
Ich glaube, man sollte sich einen klaren Plan machen, wie einen Businessplan, und gut überlegen, was das eigene Ziel ist, wie man es erreichen möchte und welche Kapazitäten man dafür hat. Sobald ich mein Ziel einmal visualisiert habe, verfolge ich es mit viel Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Mein Mann würde sagen, ich bin ein „Duracell-Hase“. Aber genau das hilft mir, fokussiert zu bleiben.
Ich denke, wenn man sein Ziel vor Augen hat, sollte man es einfach probieren.
Bitte verrate uns abschließend noch, wo man mehr über Dich und Deine Arbeit erfahren kann!
Wir sind online auf unserer Webseite fleissner-logopaedie.at zu finden und auf Instagram unter fleissner.logopaedieundco. Dort teile ich authentische Beiträge rund um Kindersprache, Kinderbeschäftigung, Umgang mit Kindern und gebe Tipps und Tricks aus der Logopädie weiter.