appointmed im Einsatz am Flughafen Berlin-Tegel: Zu Gast beim Deutschen Roten Kreuz
Vor einigen Wochen kontaktierte uns der IT Koordinator des Deutschen Roten Kreuz, Landesverband Berlin (DRK). Für das Ukraine Ankunftszentrum am Gelände des ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel seien sie auf der Suche nach einer unkomplizierten Praxis-Software. Passt gut, denn appointmed ist die unkomplizierte Praxissoftware.
Natürlich war das nicht die einzige Anforderung, die das IT Team des DRK an appointmed hatte. So wurde zB in kürzester Zeit die Suche nach PatientInnen, anhand des Geburtsdatums implementiert. Das hatte den Hintergrund, dass die Ausweise der Geflüchteten in kyrillischer Schrift sind. Bei der Transkription von Namen und Adressen kommt es nicht selten zu Abweichungen, weshalb das Geburtsdatum ein wichtiges Merkmal zur eindeutigen Identifizierung einer Person darstellt.
Viel Zeit durften wir bei dieser Anpassung nicht verlieren… Eine weitere, wichtige Anforderung war nämlich, so schnell wie möglich zu starten.
Nach knapp drei Wochen Vorbereitung und einer kurzen Testphase, konnte der Einsatz von appointmed in den mobilen Praxen des DRK am Flughafen Tegel starten.
Ankunft am Flughafen Berlin-Tegel
Da man nicht alle Tage mit einer Organisation wie dem Deutschen Roten Kreuz zusammenarbeitet, waren wir natürlich sehr interessiert daran, wie sich appointmed im Arbeitsalltag schlägt. So kam es, dass ich vor Ort, in Berlin-Tegel landete.
An der Endhaltestelle wurde ich mit einem Shuttle abgeholt, das mich direkt zum Eingang des ersten Terminals brachte. Das war der Treffpunkt, den ich mit der zuständigen Dame für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vereinbarte. Ich wurde sehr herzlich empfangen und direkt zu den Trucks – den mobilen Arztpraxen – geführt. Mir wurden zuerst die Räumlichkeiten gezeigt und alle MitarbeiterInnen vorgestellt.
In einem Gespräch erfuhr ich, dass die Tagging-Funktion von appointmed genutzt wird, um PatientInnen zu kategorisieren. So lassen sich in Sekundenschnelle jene herausfinden, die zB auf den Rollstuhl angewiesen sind, nur auf der Durchreise sind oder aktuell mit Corona infiziert sind.
Interview 🎤
Im folgenden Interview mit Michael Skornia (IT & Operations, DRK Sozialwerk Berlin gGmbH) haben wir die sehr spezielle Situation am Flughafen Tegel genauer betrachtet und diskutiert.
Was ist die Herausforderung hier am Flughafen Tegel?
Eine Herausforderung ist – um es kurz zu fassen – dass die unterschiedlichen Hilfsorganisationen, die hier alle zusammenarbeiten, miteinander funktionieren.
Der ehemalige Flughafen Tegel ist ein altes Gebäude, das so nicht mehr als Flughafen funktionieren könnte. Und erst recht ist es keine optimale Unterkunft für Flüchtige aus der Ukraine. Es funktionieren zu lassen, ist eine Herausforderung.
Olga: Eine Assistentin hat mir erzählt, dass es einen Mangel an DolmetscherInnen gibt. Wie wirkt sich das auf eure Arbeit aus?
Ja, das ist ein großes Problem. Wir versuchen uns mit Übersetzer-Apps zu behelfen. Es klappt schon immer irgendwie, aber die Feinheiten der Sprache gehen dabei verloren. Aber die wohl größte Herausforderung is natürlich das persönliche Leid und die Schicksale der Menschen.
Olga: Welche Aufgaben erfüllen eure ÄrztInnen hier täglich?
Unsere ÄrtzInnen kümmern sich unter anderem um PatientInnen, die aus ukrainischen Krankenhäusern kommen und hier einer Weiterversorgung oder Folgemedikamente benötigen. Sie werden zB mit nötigen Herztabletten versorgt, sodass die Gesundheit aufrecht erhalten bleibt. Es ist trotzdem kein Ort, an dem die Menschen länger als 1-3 Tage bleiben. Wir sind hier nur die “Verteiler”. Viele kommen danach in die Berliner Charité, weil es dort die bessere Ausstattung gibt.
Unsere zwei Ärzte-Trucks und eine kleine Ersthilfestation sind im Grunde alles, was wir hier haben. Die wichtigsten Dinge, wie zB ein Defibrillator ist vorhanden. Für eine O.P. reichen unsere Ressourcen aber nicht aus.
Und es gibt natürlich auch psychologische Unterstützung.
War von Anfang an klar, dass ihr eine Praxissoftware benötigt?
Ja, eigentlich war von Anfang an klar, dass wir eine Software benötigen werden. Vor allem das Thema Datenschutz hat uns dabei am meisten beschäftigt.
Wir haben vor appointmed mit einem anderen Anbieter gearbeitet. Das Problem dabei war aber, dass es ein Pflichtfeld für die Versicherungsnummer gab. In einem Land wie Deutschland, wo jede/r BürgerIn versichert ist, macht das natürlich Sinn. Für ukrainische Geflüchtete, die keine Dokumente bei sich tragen, war dieses System einfach unbrauchbar.
Und dann haben wir eure Software gefunden…
Wie seid ihr auf uns aufmerksam geworden?
Ich habe ganz pragmatisch nach dem Begriff „Praxissoftware“ in Google gesucht und bin auf ein Vergleichsportal mit den Top 10 Praxissoftware Anbietern gestoßen.
Ich habe alle Varianten durchgearbeitet und die anderen Anbieter aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen. Besonders dann, wenn die Datenschutzgegebenheiten nicht klar wurden, keine Preisstruktur ersichtlich war oder wenn zu wenig bzw. zu viele Features angeboten wurden.
Immerhin brauchen wir eine Software, die simpel zu bedienen ist und nur eine Patientenverwaltung und Dokumentation bietet. Da wart ihr mit appointmed am nächsten dran.
Warum habt ihr euch schlussendlich für appointmed entschieden?
Vor allem, weil ihr dynamisch und flexibel genug seid, um relativ schnell Anpassungen vorzunehmen. Die Suche nach dem Geburtsdatum in der Patientenliste konntet ihr sehr schnell umsetzen.
Außerdem gefällt uns das minimalistische und aufgeräumte Design von appointmed. Man muss keine Anleitung lesen, um sich zurecht zu finden, weil alles sehr intuitiv ist.
Wie lange haben eure ÄrztInnen gebraucht, um sich im Programm zurecht zu finden?
Es ging ganz schnell. Ich würde sagen, einen halben Tag lang. Natürlich tauchen immer wieder Spezialfälle auf, für die es keine klare Anleitung gibt. Da muss man dann etwas länger überlegen, wie man das am besten löst.
Habt ihr vor, appointmed nach diesem Einsatz weiter zu verwenden?
Das ist leider etwas schwierig. Wir hoffen natürlich, dass wir den Einsatz hier schnellstmöglich beenden können. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einige ÄrztInnen oder AssistentInnen von appointmed inspiriert werden.
Im Anschluss an das Interview habe ich mir noch ein paar Verbesserungswünsche notiert. Auch die ein oder andere Frage zum idealen Workflow konnte direkt vor Ort geklärt werden. Nach einem Nachmittag voller unterschiedlicher Eindrücke verließ ich schließlich das Flughafengelände.
Das gesamte appointmed Team ist stolz, das Deutsche Rote Kreuz bei diesem wichtigen Projekt unterstützen zu können und die unermüdliche Arbeit aller HelferInnen zu erleichtern.